Lieber Herr Meyer,
  mag sein, dass meine Vorstellung einer
Strukturdatentypologie für alle
 DDB-relevanten Medien utopisch ist. Es ist aber nun auch nicht so, dass
 ich damit "die ganze Welt" beschreiben will. In sofern trifft Ihr Zitat
 die Sache auch nicht hundertprozentig. Natürlich sind Archivalien
 anders als Museumsobjekte und anders als Drucke, Zeitschriften und
 Handschriften aus Bibliotheken. Es geht hier aber nur um deren innere
 Strukturen und die erscheinen mir als Laien doch - abgesehen von
 abweichenden Bezeichnungen - sehr vergleichbar. Oder um wieder eine
 Metapher zu bemühen: Zwar lassen sich Äpfel und Birnen äußerlich nicht
 vergleichen, im Innern sehen sie aber doch gleich aus. :) 
Eine schöne Erweiterung dieser bekannten Metapher. Ich hoffe, hier lesen keine Biologen
mit, die uns den Unterschied dann erklären. ;) Aber dennoch denke ich, daß es wichtig ist
festzuhalten: Wir werden es hier mit verschiedenen Typologien zu tun haben, die sich
strukturell vergleichbar gestalten, aber eben semantisch oder auch nur vom verwendeten
Vokabular jeweils anders. Das spricht dafür, auf Beschreibungssprachen zurückzugreifen,
die den jeweiligen Beschreibungsraum syntaktisch festlegen, die konkreten Ausprägungen
(und Mapping-Regeln) jedoch den Communities überlassen.
  Aber lassen wir das, denn Sie haben recht damit, dass
wir weder das
 Gremium sind, das solche Entscheidungen treffen müsste, noch derzeit
 die akute Notwendigkeit besteht, hier überhaupt zu einem Ergebnis zu
 kommen. Uns sollten nur zwei Dinge beschäftigen: der DFG-Viewer und die
 VD16/17-Projekte. Für ersteren ist die ganze Debatte irrelevant, weil
 der Viewer einfach anzeigt, was er bekommt (egal ob es auf
 irgendwelchen Strukturdatenlisten steht oder nicht), und für letztere
 ist die Sache bereits entschieden. 
Richtig. Dennoch möchte ich nochmal kurz darauf hinweisen, daß die Strukturdatenliste dann
relevant wird, wenn keine LABEL geliefert werden. Denn der Viewer hat m.E. dann dafür zu
sorgen, daß die Typen auf konkrete Bezeichnungen gemapped werden und je nach Sprache, die
der Nutzer gewählt hat, eben so angezeigt. Habe ich das konzeptionell bislang falsch
verstanden?
  Der entscheidende Punkt, um den es mir nun geht (da
die finale
 Überarbeitung vor der Übersetzung ansteht), ist folgender: Soll die
 DFG-Viewer-Webseite eine Arbeitsanleitung und Dokumentation für VD16/17
 (und eventuell das kommende VD18) sein oder soll sie den DFG-Viewer als
 unabhängigen Webservice für alle DFG-Projekte beschreiben? Meiner
 Ansicht nach ist inzwischen letzteres der Fall. (Das war zu Anfang
 unserer Treffen in Halle noch anders - die Gründe für den Wandel habe
 ich in meiner letzten Mail bereits dargelegt.) 
Da sind m.E. Ihre Argumente recht stark. Letztlich müßte hierzu aber derjenige etwas
sagen, der die Praxisregeln ausarbeitet. Herr Stäcker?
  Wenn die Viewer-Webseite aber den Viewer dokumentieren
soll, dann wären
 die Strukturdatensets dort eigentlich falsch, denn sie spielen für den
 Viewer keine Rolle.  
Wie gesagt, hier gilt aber m.E. weiterhin o.g. Fallbackvariante, sofern keine Labels
geliefert werden. Wir planen nämlich z.Z. konkret, keine Labels mehr bei Strukturdaten zu
liefern, die keine "Abschnitte" mit individuell erfaßter "Bezeichnung"
sind (also Titelseite, Inhaltsverzeichnis, Register usw.). Das genau aus dem Grund, um
hier eine mehrsprachige Anzeige überhaupt zu ermöglichen.
  Und damit sind sie auch für Projektnehmer
 unerheblich, die die Praxisregeln der DFG erfüllen müssen. Die brauchen
 sich nämlich streng genommen um Strukturdatentypologien überhaupt nicht
 zu kümmern. So wie während der Sitzungen in Halle also
 berechtigterweise immer gefordert wurde, die ZVDD-Anforderungen in der
 Dokumentation nicht mit den (geringeren) Anforderungen des Viewers zu
 vermengen, damit für den Anwender die Praxisregel-Hürde so niedrig wie
 möglich und die Anforderungen so klar wie möglich sind, so müssten wir
 nun auch konsequenterweise fordern, die VD16/17-Anforderungen nicht auf
 den Viewer zu übertragen.  
Das sehe ich ebenfalls nicht ganz so. Ganz sicher - so zumindest mein Verständnis - werden
die Praxisregeln nicht alle Projekte darauf verpflichten, Strukturdaten zu erfassen. Wenn
aber Strukturdaten erfaßt werden, dann sollte dazu auch kontrollierte Vokabularien
verwendet werden. Für VD16/17 also eben die Typologie, die seit längerem vorliegt. Ich
sehe das sogar - basierend auf meinen Erfahrungen in anderen Projekten - für alle Projekte
so, die sich der Digitalisierung von Buchmaterialien zuwenden. Dafür ist das Set m.E.
bestens geeignet.
  Der Viewer verlangt keine normierten
 Strukturdaten, das tun nur VD16/17 und ZVDD - und der Viewer darf sie
 auch gar nicht fordern, weil er sonst nicht mehr dem Anspruch des
 primären Anzeigeinstruments für alle DFG-geförderten
 Digitalisierungsprojekte gerecht werden kann. 
Ja, mit der einen Implikation (Fallback), die ich genannt hatte.
  Mein Vorschlag: wir nutzen die Viewer-Webseite als
Plattform, um dort
 die verschiedenen Strukturdatensets gleichberechtigt zu sammeln und zu
 dokumentieren. Wir sollten das aber deutlich von der eigentlichen
 Viewer-Dokumentation trennen, denn damit hat es nichts zu tun. 
Das finde ich einen guten Vorschlag. Technisch würde ich allerdings weiterhin erwarten,
daß das nicht in Textform geschieht (wie z.Z.), sondern in einer Form, die syntaktisch
geregelt ist. Das kann auf SKOS basiert sein, das kann auf TEI basiert sein. Hier müßten
man m.E. noch etwas nachdenken.
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus