Lieber Herr Schulze,
Vielen Dank für das Beispiel. Das sagt schon mehr als
tausend Worte. Und gut
- das ist eine funktionierende Lösung, die auch auf Zeitungen übertragen
werden könnte.
Ich bin davon ausgegangen, daß Sie die Modellierung, die wir für Zeitschriften verwenden,
bereits kennen. Ich hatte in einem meiner Postings zum Thema ja bereits auf [1]
hingewiesen. Aber vielleicht ist das untergegangen oder es fehlte schlicht die
korrespondierende Anschauung (auf den Viewerseiten wird das Thema bislang auch noch nicht
mit konkreten Beispielen hinterlegt, was wir m.E. mal angehen sollten demnächst).
1. Zeitungen sind in der einzelnen Nummer ganz anders
strukturiert als die
üblichen Publikationsformen mit Vordeckel, Titelblatt, Inhaltsverzeichnis etc.
Das Hauptstrukturkriterium sind die Artikel, die im Gegensatz zu Themen und
Rubriken immer auftauchen.
Ja. Das sehe ich auch so. Aber auch bei Zeitschriften geht es primär um die einzelnen
Artikel. Daneben finden sich aber ebenfalls Strukturelemente wie "Nachrichten",
"Vermischtes", "Korrespondenz" usw. Ich denke aber ebenfalls nicht,
daß wir für alle diese denkbaren Elemente eigene Strukturdaten schaffen müssen.
2. Zeitungen haben von der Darstellung her sehr viel
mehr Bedarf an
Funktionalität, als es der DFG-Viewer zurzeit bietet -> einzelne Betrachtung
von Artikeln ist besonders bei modernen Zeitungen ein Muss, ansonsten
sucht man sich tot, wo denn nun der Artikel ist.
Aber mein Beispiel zeigt doch, wie man auf einzelne Aufsätze (hier in einer Zeitschrift)
direkt verlinken kann. Das funktionierte bei Zeitungen ganz analog.
In meinen Augen liegt das Hauptproblem also eher in
der Darstellung der
einzelnen Zeitungsnummer im DFG-Viewer. Ob man nun aus seinem
Nachweissystem auf eine DFG-Viewer-Navigation verweist oder lieber auf
die Darstellung in der eigenen digitalen Bibliothek mit allen Funktionen (oder
beides) ist dann jedem selbst überlassen.
Ich interpretiere die Anforderungen hier eher so, daß _grundsätzlich_ auf den Viewer
verlinkt werden sollte, ganz gleich, auf was man zeigen möchte (das Periodikum in seiner
Gesamtheit, ein einzelner Jahrgang, ein Artikel). Ziel des Viewers ist doch, daß man als
Nutzer immer in einer einheitlichen Umgebung landet und sich nicht mit der jeweiligen
"Hausphilosophie der Darstellung" rumschlagen muß. Warum das so wichtig ist?
Hier ein passendes Zitat aus dem aktuellen SPIEGEL dazu:
"Doch macht es wenig Vergnügen, in der Europeana zu stöbern. Die Funde erscheinen nur
mit briefmarkengroßen Vorschaubildchen. Und wer sich durchklickt, um einen Überblick zu
gewinnen, wird von jedem Bild zum jeweiligen Institut weitergeschaltet. Bald irrt der
Suchende ratlos herum auf einem Dutzend verschiedener Websites von Museen und Bibliotheken
[...]. Sollte die DDB ebenfalls der Eitelkeit der beteiligten Institute nachgeben, droht
ein babylonischer Bau mit 30000 angeschlossenen Häusern. Wer hätte die Ausdauer, sich mit
deren 30000 höchsteigenen Web-Angeboten herumzuschlagen?" [2]
Der Viewer ist angetreten, dieses Babylon zu verhindern. Aber irgendwie scheint dieser,
m.E. eben zentrale Aspekt in der aktuellen Diskussion nicht wirklich zur Kenntnis
genommen zu werden. Oder die Diagnose im SPIEGEL ist schlichtweg korrekt: Eitelkeit.
Eine Navigationsstruktur würde ich mir übrigens so
vorstellen:
Titel -> Ausgabe A -> Jahr/Band -> Datum/Nummer -> Edition
(Morgen-, Abendausgabe)
-> Ausgabe B...
So würde man maximal 5 Ebenen und minimal 3 Ebenen (ohne Ausgabe X
und ohne Edition) zur Verfügung stellen. Und es gäbe etwa 300 Tage in der
dritten/vierten Ebene zur Auswahl.
Das könnte man dann aber abbilden, wie es Herr Enders bereits vorgeschlagen hat:
periodical -> [Ausgabe A/B/C] -> volume -> issue -> [Edition A/B/C] ->
article.
Die beiden Strukturelemente in eckigen Klammern kämen neu hinzu. Den Rest kennen wir
bereits (da wir bereits "periodical" als generalisiertem Oberbegriff haben,
können wir uns m.E. "journal" und "newspaper" usw. schenken). Im
genannten konkreten Projekt, mit dem ich mich gerade beschäftige, spielen Ausgaben und
Editionen wahrscheinlich keine Rolle. Wir werden folglich wohl bei dem Modell bleiben, das
wir auch schon jetzt im Viewer verankert haben:
periodical -> volume -> issue
Was Herrn Meyer wiederum freuen dürfte: Wir müßten rein gar nichts machen im Viewer, nicht
mal zwei Strukturelemente ergänzen, die mir anfangs so im Sinn waren.
Von meiner Seite auf jeden Fall vielen Dank für die sehr anregende Diskussion über das
Thema!
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus
[1]
http://dfg-viewer.de/fileadmin/groups/dfgviewer/METS_Anwendungsprofil_2.0.p…, S.
17ff.
[2] Manfred Dworschak: Babylonischer Bau. In: DER SPIEGEL 6/2010, S. 142-144, hier S.
144.