Lieber Herr Meyer,
ich fürchte, dann habe ich Ihren Ansatz nicht richtig
verstanden. Sie
schreiben völlig richtig, dass die METS-Datei des "Anzeigers für das
Havelland" gemäß des aktuellen DFG-Viewer-Schemas aus 18.000 DIVs vom
Typ "issue" bestehen würde. So wie ich Ihren Vorschlag verstanden habe,
ändert sich daran aber doch nichts, außer dass zwischen "periodical" und
"issue" eben noch ein paar Hierarchie-Ebenen "year",
"month", "week", etc.
kämen. Es würden also sogar noch mehr DIVs werden, nämlich zusätzlich zu
den 18.000 DIVs für die Ausgaben noch 59 DIVs für die Erscheinungsjahre,
708 für die Monate der 59 Jahre und 3068 für die Wochen.
Nein. Es wäre 59 DIVs im METS-Dokument der Zeitung. Diese verzeigern dann zu 59
METS-Dokumenten der einzelnen Jahrgänge, welche wiederum zu je 12 METS-Dokumenten für die
Monate und schließlich zu je rd. 25 METS-Dokumenten für die Tage verzeigern. Würde man das
alles in eine METS-Datei packen, würde es wahrscheinlich den Viewer zerlegen rsp. zu
Ladezeiten führen, die eine Reise nach Berlin nahelegen würden, wo man die Zeitung
schneller aus dem Regal geholt hätte, um sie endlich lesen zu können. ;)
Richtig ist natürlich, dass die Navigation für den
Besucher dadurch
übersichtlicher wird, im Gegenzug wird sie aber auch (nicht zuletzt auch für
die Datenverarbeiter) umständlicher, da er nun mindestens viermal klicken
muss, bis er ein konkretes Heft zu Gesicht bekommt.
Hm. Das verstehe ich nicht. Ganz gleich, wo ich klicken muß (im Katalog, in einem lokalen
Präsentationssystem, im Viewer): Wenn ich von der Zeitung komme, brauche ich eine
intuitive Struktur der Navigation. SPIEGEL ONLINE beglückt uns ja auch nicht mit seiner
vollen Pracht auf der Startseite, sondern läßt mich durch einzelne Ressorts navigieren
oder chronologisch im Archiv stöbern.
Noch dazu stellt sich die
Frage, ob Monate und Wochen nicht sogar auf derselben Ebene stehen
müssten (da Monate ja nicht aus ganzen Wochen bestehen) und demnach
wieder für zusätzliche Verwirrung sorgen würden.
Darüber könnte man streiten. Es ist aber m.E. nicht der Kernpunkt.
Das ist aber ein Problem, dass wir meines Erachtens
nicht mit dem DFG-
Viewer bzw. dem Datenformat adressieren sollten. Es ist in meinen Augen
Aufgabe des Katalogsystems, dem Nutzer einen möglichst komfortablen und
eingängigen Einstieg in das Werk zu bieten - der Viewer soll dann lediglich das
Ergebnis (also eine konkrete Ausgabe oder einen Artikel) visualisieren. Dass
er dabei den Kontext ebenfalls in gewissem Rahmen darstellt, ist ein schönes
Feature, aber meiner Ansicht nach nicht die primäre Aufgabe des Viewers.
Ich betrachte das sogar eher als Notlösung, um die aktuellen
Unzulänglichkeiten der ZDB in diesem Punkt auszugleichen, aber nicht als
gewolltes Feature des Viewers.
Wie müssen m.E. von der aktuellen Katalogisierungspraxis ausgehen. Und die sieht nun mal
vor, daß es in der ZDB nur Hauptansetzungen gibt und der Erscheinungsverlauf in einem Feld
summarisch beschrieben wird. Das ist m.E. auch katalogisierungstechnisch korrekt. Wir
haben hier mit Titelaufnahmen zu tun - die "logischen Strukturen" spielen erst
eine Rolle, wenn man eine Zeitung auf den Scanner geknallt hat und anschließend dem Nutzer
die Möglichkeit geben möchte, die Ergebnisse dieses Unterfangens im Netz zu bewundern.
Der Viewer ist - wie der Name schon sagt - ein reines
Instrument zur
Visualisierung eines konkreten Digitalisats und der Navigation innerhalb
desselben. Darüber hinaus ist er "blind". Er visualisiert also weder etwaige
Beziehungen zwischen Digitalisaten, noch deren Zugehörigkeit zu
Kollektionen, Serien oder übergeordneten Einheiten. All das sollte eigentlich
ein Katalog- und Retrievalsystem wie ZVDD oder die ZDB abbilden.
Korrekt. Aber es geht hier nicht um Sammlungskontexte, sondern um die Forderung in den
DFG-Praxisregeln, vom Katalogisat aus direkt ins Digitalisat im Viewer zu kommen. Zudem
stellt sich die Frage: Warum bilden wir dann mehrbändige Werke und Zeitschriften im Viewer
ab? Es würde dann ja ebenfalls reichen, einfach nur vom Band aus zu verlinken (der
allerdings nur für monographische Werke im Katalog steht, nicht für periodisch
erscheinende).
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus