Lieber Herr Heiligenhaus!
Vielen Dank für das Beispiel. Das sagt schon mehr als tausend Worte. Und gut - das ist
eine funktionierende Lösung, die auch auf Zeitungen übertragen werden könnte.
Nur kurz zwei Punkte, die wie ich denke bei Zeitungen bedacht werden müssen:
1. Zeitungen sind in der einzelnen Nummer ganz anders strukturiert als die üblichen
Publikationsformen mit Vordeckel, Titelblatt, Inhaltsverzeichnis etc. Das
Hauptstrukturkriterium sind die Artikel, die im Gegensatz zu Themen und Rubriken immer
auftauchen.
2. Zeitungen haben von der Darstellung her sehr viel mehr Bedarf an Funktionalität, als es
der DFG-Viewer zurzeit bietet -> einzelne Betrachtung von Artikeln ist besonders bei
modernen Zeitungen ein Muss, ansonsten sucht man sich tot, wo denn nun der Artikel ist.
In meinen Augen liegt das Hauptproblem also eher in der Darstellung der einzelnen
Zeitungsnummer im DFG-Viewer. Ob man nun aus seinem Nachweissystem auf eine
DFG-Viewer-Navigation verweist oder lieber auf die Darstellung in der eigenen digitalen
Bibliothek mit allen Funktionen (oder beides) ist dann jedem selbst überlassen.
Eine Navigationsstruktur würde ich mir übrigens so vorstellen:
Titel -> Ausgabe A -> Jahr/Band -> Datum/Nummer -> Edition (Morgen-,
Abendausgabe)
-> Ausgabe B...
So würde man maximal 5 Ebenen und minimal 3 Ebenen (ohne Ausgabe X und ohne Edition) zur
Verfügung stellen. Und es gäbe etwa 300 Tage in der dritten/vierten Ebene zur Auswahl.
Gruß,
Carsten Schulze
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: dv-technik-bounces(a)dfg-viewer.de [mailto:dv-technik-bounces@dfg-viewer.de] Im Auftrag
von Kay Heiligenhaus
Gesendet: Donnerstag, 25. Februar 2010 20:48
An: dv-technik(a)dfg-viewer.de; dv-technik(a)dfg-viewer.de
Betreff: Re: [DFG-Viewer] Strukturdaten für Zeitungen?
Lieber Herr Schulze,
da die Diskussion langsam ins Philosophische
abgleitet, möchte ich nur kurz
meine (sehr praktischen) Überlegungen mit einbringen.
Die Philosophie ist halt hier und da Grundlage aller Praxis. ;)
Ich bin wie Herr Meyer der Meinung, dass wir nicht die
Unzulänglichkeiten
der Nachweissysteme mit dem DFG-Viewer versuchten sollten auszubügeln.
Ich verstehe weiterhin nicht, was an der bisherigen Katalogisierungspraxis unzulänglich
sein soll. Das wird hier immer wieder in den Raum gestellt, aber allein: mir fehlt der
Glaube rsp. die Überzeugung, daß diese Behauptung stimmt. Auch hatte ich ja bereits darauf
hingewiesen, daß sich unsere Daten doch möglichst weit in der bestehenden (!) Welt
verbreiten sollten, sprich: In der ZDB auftauchen, im Verbundsystem, im OPAC, im Worldcat,
in ZVDD, in Europeana usw. usf. Alle diese Systeme kennen Periodika in der Form, wie sie
nun mal aktuell katalogisiert werden. Und alle diese Systeme kann man mit den hier
relevanten Metadaten versorgen und der Nutzer kommt so elegant dorthin, wo er hin möchte.
Aber gut. Sie sitzen in Berlin und können vielleicht mal schnell zu den Kollegen von der
ZDB gehen, anschließend dann zu den Kollegen von EuropeanaLocal-D an der ZLB. Anschließend
können Sie die Gelegenheit nutzen, wenn mal wieder jemand von OCLC an der Staatsbibliothek
auftaucht. Wenn Sie alle Einrichtungen überzeugt haben, daß wir ein Problem beim Nachweis
und bei der Erschließung von periodischen Werken haben und anschließend alle drei Systeme
(ZDB, Europeana, Worldcat) entsprechend Ihren Vorstellungen angepaßt sind, dann können wir
diese Diskussion auf wirklich praktischer Basis weiterführen... ;)
Allerdings sind unsere Nachweissyteme gar nicht so
unbrauchbar. Sie
basieren ja mittlerweile alle auf HTTP. Alles was wir brauchen ist eine
sinnvolle Datenbasis der verfügbaren Digitalisate (so etwas wie das ZVDD
oder etwas lokales), eine Schnittstelle und schon kann man sich zu einem
bestimmten Titel einen kleinen Kalender in den OPAC zaubern. Da muss
nicht ein neues Nachweissystem erfunden werden.
HTTP? Irgendeine Schnittstelle? Irgendeine zentrale Datenbasis? Das klingt alles nicht
nach aktueller Praxis, sondern nach Philosophie oder Vision. ;)
Ich stelle mir vor eine Bibliothek digitalisiert eine
Zeitung. Aus ihrem
Nachweissystem heraus verweist sie von diesem Titel auf den DFG-Viewer,
der es erlaubt in den Bänden, Ausgaben etc. zu navigieren, bis der Nutzer auf
die gewünschte Ausgabe trifft, die dann im DFG-Viewer angezeigt wird.
Die Navigationsstruktur wird über eine zeitungsspezifische METS-Datei
bereitgestellt, die die verweisende Bibliothek lokal vorliegen hat und aus
ihrem Digitalisierungsworkflow speist.
Habe ich das richtig verstanden, oder liege ich falsch?
Ja. Und so sieht so was dann in der Praxis bereits aus:
http://dfg-viewer.de/v2/?set%5Bimage%5D=1&set%5Bzoom%5D=default&set…
BTW: Da fällt mir auf, lieber Herr Meyer, daß es im Viewer hier noch einen Bug gibt. Wenn
in den MODS-Daten (für den Viewer relevante) "Pflichtelemente" nicht vorkommen,
dann werden diese Platzhalter (###PLACE### ###DATE### ) eingesetzt. Im vorliegenden Fall
haben wir aber schlicht keine Ortsangabe und keine Jahresangabe in den bibliographischen
Daten, da es sich um einen Aufsatz in einer Zeitschrift handelt. Von daher sollten diese
Platzhalter m.E. nicht gesetzt werden, da es sich hier eben um Pflichtfelder handelt, die
nur besetzt werden, wenn es auch Daten dazu gibt.
Wenn das der Plan sein sollte, dann bekommt der Nutzer
immer nur die
Digitalisate, die lokal produziert werden. Schade! Ist doch eigentlich nicht
nötig in der digitalen Welt.
Tatsächlich wäre es perfekt, wenn man Periodika oder mehrbändige Werke virtuell
zusammenfassen könnte auf einer zentralen Plattform. Ändert jedoch nichts daran, daß deren
Teile wahrscheinlich dezentral gespeichert sind und gespeichert bleiben. Oder man schiebt
alles in DigiZeit als der zentralen Plattform. Das macht nur wenig Sinn, wenn man die
Zeitschriften in einem fachlichen Kontext präsentieren möchte (wie im Beispiel oben die
ULB Sachsen-Anhalt die Zeitschriften im Kontext des SSG Orientalistik ins Netz stellt).
Außerdem müsste dauernd die METS-Datei
aktualisiert werden, wenn ein neues Digitalisat hinzu kommt. Und die Datei
soll wie groß werden?
Wie gesagt: das ist eine Dateihierarchie, die da entsteht. Und in der Tat: für jeden neuen
Band müßte ein neuer Eintrag in der METS-Datei der Zeitschrift gemacht werden. Da zahlt es
sich dann aus, wenn das METS dynamisch produziert wird oder man einen
Aktualisierungsmechanismus für bereits bestehende METS-Exporte zur Verfügung hat. (Ich
finde es in diesem Kontext allerdings etwas befremdlich, daß man diese notwendigen
Synchronisationsmechanismen als problematisch sehen kann und dabei letztlich unterstellt:
da kommt hinten irgendwann mal eine METS-Datei raus und die ist für immer und ewig
festgenagelt.)
Man sollte mal darüber nachdenken, ob man nicht den
DFG-Viewer nutzen
möchte, um eine sinnvolle Datenbasis aufzubauen. Das "Instrument" ist auf
jeden Fall dafür geeignet, die Daten sinnvoll auszulesen. Jeder "View" wäre
ein Eintrag in eine Datenbank. Die Daten kann sich dann jeder über eine
Schnittstelle abholen und wunderschöne Kalender zaubern, wie ich es oben
beschrieben habe. Das wäre dann ein pragmatisches ZVDD.
Darüber hatte Herr Meyer auch schon mal nachgedacht. Ist eine witzige und gute Idee m.E.
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus