Lieber Herr Heiligenhaus,
Und so ist das auch beim Erscheinungsvermerk, denn Sie
haben genau
diesen Druck digitalisiert, nicht den Nachdruck aus Leipzig von 1551.
Richtig, aber ich habe den Druck _digitalisiert_ und nicht gedruckt, weshalb das
_Digitalisat_ auch keinen Druckort besitzt, die Vorlage aber schon. Den Inhalt hat aber in
beiden Fällen derselbe Autor verfasst, denn einen Inhalt hat auch das Digitalisat und
dieser ist auch gegenüber der gedruckten Vorlage unverändert.
Meines Erachtens müsste hier schon zwischen Metadaten mit rein inhaltlichem Bezug
(Verfasser eines Texts, Kupferstecher einer Abbildung, Titel eines Werks) und solchen mit
Bezug zur Erscheinungsform (Druck- und Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, physischer
Umfang) unterschieden werden. Erstere gelten gleichermaßen für Digitalisat wie Vorlage,
während letztere je nach Erscheinungsform abweichen können.
Deshalb halte ich die Überlegung auch nicht für philosophisch. Um Ihr Beispiel
aufzugreifen:
Wenn wir eine
Streitschrift Martin Luthers, gedruckt von Hans Lufft 1531 in
Wittenberg, heute auf den Scanner legen und ins Internet stellen, dann
bleibt das eine Streitschrift Martin Luthers, gedruckt von Hans Lufft
1531 in Wittenberg (rsp. deren layoutgetreue Reproduktion)!
Eben nicht. Meines Erachtens handelt es sich dann um eine Streitschrift Martin Luthers,
digital publiziert von Kay Heiligenhaus 2010 in Aachen, die auf einer 1531 von Hans Lufft
in Wittenberg gedruckten Vorlage basiert. Und genau so geben wir das doch bislang auch in
den Metadaten an, nur dass wir die Angaben zur Vorlage und die abweichenden Angaben zum
Digitalisat in zwei separate <mods:originInfo>-Blöcke kapseln, statt - wie es Frau
Rühle vorschlägt - die Angaben zur Vorlage in <mods:relatedItem
type="original"> unterzubringen.
Ich hatte die Tatsache, dass wir für die Digitalisate auch eigene Katalogisate im Verbund
anlegen, bisher auch immer so verstanden, dass das Digitalisat tatsächlich als
eigenständige Publikation betrachtet wird. Ist dem nicht so?
Viele Grüße
Sebastian Meyer
--
Sebastian Meyer
Referatsleiter Digitale Bibliothek
Sächsische Landesbibliothek -
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
01054 Dresden
Telefon: +49 351 4677-206
Telefax: +49 351 4677-711
http://www.slub-dresden.de/
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: dv-technik-bounces(a)dfg-viewer.de [mailto:dv-technik-bounces@dfg-
> viewer.de] Im Auftrag von Kay Heiligenhaus
> Gesendet: Dienstag, 30. November 2010 11:28
> An: dv-technik(a)dfg-viewer.de
> Betreff: Re: [DFG-Viewer] MODS-AP für digitalisierte Drucke - CfC
>
> Lieber Herr Meyer,
>
> > Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht: natürlich sollten alle
> bibliographischen
> > Angaben zur Vorlage in <relatedItem type="original"> stehen.
Dass das
> der
> > Idealzustand wäre, wir ihn aber mit unserer aktuellen
> Katalogisierungspraxis
> > nicht erreichen, ist mir bewusst - dennoch halte ich es für sinnvoll,
> auf diesen
> > Idealzustand hinzuarbeiten.
>
> Jetzt kommen Sie ins Philosophieren. ;) - - - Vor lt. Digitalisierung
> scheinen Sie zu verkennen, daß es einen guten Grund gibt, warum
> Sekundärformen so nicht katalogisiert werden: Wenn wir eine
> Streitschrift Martin Luthers, gedruckt von Hans Lufft 1531 in
> Wittenberg, heute auf den Scanner legen und ins Internet stellen, dann
> bleibt das eine Streitschrift Martin Luthers, gedruckt von Hans Lufft
> 1531 in Wittenberg (rsp. deren layoutgetreue Reproduktion)!
>
> > Speziell beim Verfasser würde ich Ihnen allerdings widersprechen,
> denn der
> > Verfasser ist der Urheber des Inhalts eines Werks - und der ändert
> sich doch
> > durch die Digitalisierung nicht, sollte also bei Vorlage und
> Digitalisat identisch
> > sein.
>
Und so ist das auch beim Erscheinungsvermerk, denn Sie
haben genau
diesen Druck digitalisiert, nicht den Nachdruck aus Leipzig von 1551.
>
> > Richtig, allerdings sollte ein AP das meines Erachtens nur dort tun,
> wo es
> > notwendig ist. Wenn sich die Zugehörigkeit eines Metadatums zu
> Vorlage
> > bzw. Digitalisat in MODS nicht ausdrücken ließe, dann müsste eine
> > entsprechende Festlegung im AP getroffen werden, die das ermöglicht.
> Nun
> > haben wir aber in MODS eine (wie ich finde) sehr naheliegende
> Möglichkeit,
> > die gegenüber unserer bisherigen Festlegung keine Nachteile hat,
> dafür aber
> > den großen Vorteil, auch von jedem anderen MODS-Anwender ohne
> > Kenntnis unseres AP verstanden zu werden. Deshalb halte ich es in
> jedem
> > Fall für erstrebenswert, diese Möglichkeit künftig zu nutzen.
>
> Ja. Sie befinden sich damit nur sehr allein auf dem Metadatenfeld. Kein
> bestehendes Mapping gibt diese Modellierung her. Wir müßten sie ins AP
> schreiben, damit das jemand verstehen kann (insbesondere eine Maschine,
> die das Mapping dann abweichend ausführen muß). Und wir müßten dem Rest
> der Welt erklären, daß er einem großen Irrtum unterliegt und doch bitte
> unserem, überlegenen Mapping folgen.
>
> Nee. Das ist und bleibt m.E. grundsätzlich falsch gedacht. Es sieht nur
> mit Ihrer XPath-Brille rosafarben aus. ;)
>
> Beste Grüße,
> Kay Heiligenhaus